01. 03. 2015 Ideenwettbewerb für die Qualifizierung von Raumreserven
Münster ist eine beliebte Stadt. Bis zum Jahr 2030 rechnet die Landesstatistik mit einem Zuwachs von 30.000 neuen Einwohnern. Wohnraum wird knapp.
Die Preise und Mieten steigen. Städtische Raumreserven geraten mehr und mehr in den Fokus. Innovative Wohnformen sind gesucht, die sich beispielsweise maßgeschneidert in die vorhandenen Situationen integrieren oder mit Höhenakzenten den 2- bis 3-geschossigen Bestand ergänzen. Die Stadt wächst und kann das Szenario einer urbaneren Zukunft ins Auge fassen. Der ausgelobte Ideenwettbewerb Wohnort Stadt untersucht die Zukunft des urbanen Wohnens in Münster. (Auszug aus der Auslobung)
Der von Prof. Kirsten Schemel und Prof. Joachim Schultz-Granberg ausgelobte Ideenwettbewerb Wohnort Stadt entstand in Zusammenarbeit und mit Unterstützung mit der Stadt Münster und der LBS. Eingereicht wurden 21 Entwürfe von Studierenden von Hochschulen aus Deutschland. Die Teilnehmer waren gefragt, konkrete innovative Ideen für eine mögliche Weiterentwicklung der Stadt Münster zu entwickeln, gekoppelt an Bilder für urbane zukünftige Wohnformen und nachhaltige Lebensmuster in dem jeweils spezifischen baulichen und kulturellen Kontext. Die Aufgabe sucht nach Antworten auf drei Ebenen: zunächst ging es um die Ortung von Raumreserven, dann um eine Strategie der Einbettung und letztendlich um eine architektonische Skizze für den Ort. Besonderen Wert wurde gelegt auf die Verträglichkeit bzw. den „Mehrwert“ des Projektes aus der Sicht eines Bewohners oder eines Nachbarn. Es geht um die Integrationskraft der Vorschläge. Die Organisation des Wettbewerbes fand mit Unterstützung von Competitionline statt. Eine ausführliche Dokumentation der Arbeiten und aller Beteiligten ist hier zu finden.
Preisträger
Die eingereichten Arbeiten zeigen ein breites Spektrum an unterschiedlichen Entwurfsansätzen und führten in der Jury aus externen Architekten und Planern sowie Vertretern der Stadt zu spannenden Diskussionen. Zentrale Kriterien für die Beurteilung waren die stadträumliche und architektonische Gestaltungsidee, der Umgang mit der bestehenden Stadtstruktur aber auch die Innovationskraft der Vorschläge im Hinblick auf neue Formen des Wohnens. Unter Juryvorsitz von Prof. Ralf Pasel von der Technischen Universität Berlin wurden zwei Preisträger und drei Anerkennungen nach intensivem Dialog in der Jury gekürt.
Mit dem preisgekrönten Projekt Urban Cluster werden „Stadtrandräume“ neu entwickelt. Für das Gebiet an der von Esmarch-Straße entsteht eine neue urbane Übergangszone an der Stadtkante. Ausgehend vom historischen Baumbestand wird das Gelände im Bereich der ehemaligen Britensiedlung in Form von inselartigen Clustern bespielt. Dabei gelingt es durch die präzise Setzung der Cluster, an alle angrenzenden Stadtbereiche adäquat und sinnvoll anzuschließen und dort, sowie in ihren eigenen Zwischenräumen qualitätsvolle Stadträume zu generieren. Der Innenbereich der neuen Anlage wird zu einem atmosphärischen urban-freiräumlichen Mittelpunkt, einer einladenden Fläche zum Spielen und Aufhalten, offen für viele wohnungsnahe Freizeitmöglichkeiten.
Verschiedenen Bautypologien vom Laubenganghaus (zur lauten) Straße bis zum Stadthaus bilden eine gemeinsame Mitte und verschiedene Ebenen der Nachbarschaft. Damit gelingt es der Arbeit, wesentliche Antworten auf die brennenden Fragestellungen zu bezahlbarem Wohnraum für Singles und Familien und zu neuen Formen des gemeinschaftlichen Lebens in der Nachbarschaft zu liefern. Das Preisgericht würdigt außerdem die vollständige, präzise und poetische Ausarbeitung des Entwurfs.
Wir gratulieren Thomas Bergerbusch, Stefan Degott und Marlen Lulu Sartorius!
Ein weiteres preisgekröntes Projekt heißt Kollektiv Gartenstraße und befasst sich mit der städtebaulichen Verdichtung in den unmittelbar angrenzenden Zonen und Grundstücken an die ehemalige JVA. Die Arbeit schlägt eine sichere Setzung der Bebauung in der Stadt vor. Die Silhouette wirkt eigenständig und lebendig. Das Verhältnis von öffentlichem zu halböffentlichem und privatem Raum wirkt sehr differenziert und sinnvoll. Der Hof der JVA bleibt in diesem Projekt eher im Verborgenem als „geheimer Garten“. Es bleiben zusammenhängende größere Grünräume bestehen, bzw. werden angeboten.
Das Preisgericht würdigt insbesondere den „Typologischen Katalog“ von Wohnungen, der die Differenzierung und mögliche Privatisierung von Eingangszonen, Bewegungszonen und Terrassenzonen definiert. Diese Differenzierungen versprechen einerseits eine besondere Identifikation der Bewohner mit ihren Wohnungen, andererseits aber vor allem eine Vielfalt, und kleinteilige Lebendigkeit, die eine spezifische Urbanität ausmachen.
Wir gratulieren Patrick Gläßner und Titus Wiehagen!